Mennessons Kunst durch drei Perioden

Die erste Periode: 1943-1965

In der Ecole Professionnelle de Dessin Industriel (Berufsschule für industrielles Zeichnen) belegt Mennessons als Wahlfach Kunstgeschichte. Er besucht die kurz nach Kriegsende wieder geöffneten Museen - seine ersten Zeichnungen und Gemälde entstehen (1943-1944). Von 1945-1946 arbeitet er als Industriezeichner in einer Flugzeugfabrik in Châtillon-sous-Bagneux. In diesem Jahr reifte in ihm der Entschluss, diesen Beruf aufzugeben, der ihm eine glänzende soziale Zukunft versprach. Er brach ins Ungewisse auf und widmete sich fortan dem Abenteuer Malerei.
Seine Kunst bedeutet ihm sowohl Suchen im Bereich der Plastik als auch Selbstfindung im Bereich der Philosophie.

Da ihn das Arbeiten an Plastiken fasziniert, nimmt er Kontakt mit Henri Laurens auf (1949), der ihm von einem Besuch der Kunstakademie abrät. Albert Gleizes nimmt ihn in Saint-Rémy als Schüler an. Sein Aufenthalt in der Provence bis zum Tod dieses Meisters im Jahr 1953 zeichnet sich durch intensive Kreativität aus und führte zu mehreren Ausstellungen. Das statische Element und die verderbliche Wiederholung zu meiden, wird zur Quintessenz jener Lehrzeit, die ihn und sein Werk künftig prägen soll.

Als er nach Paris zurückkommt, steht ihm kein Atelier zur Verfügung. Deshalb wendet er sich wieder der figurativen Darstellung zu, um ein Gegengewicht zum Unterricht bei Gleizes zu schaffen. So entsteht eine neue Stilform: dem Raum zwischen den Gegenständen stärker hervorzuheben als die Gegenstände selbst.

1960 findet er endlich ein Atelier, und Kunstfreunde ermöglichen ihm ein Leben ohne Brotberuf. Zu jener Zeit entstehen Werke der lyrischen Abstraktion. Ihre bevorzugten Themen sind Musik, Sport, Zirkus, das Spiel des Sonnenlichts auf dem Fluss Dordogne und Spiritualität. Sie fügen sich zu Kompositionen, die um ein Zentrum kreisen. Dieses zunächst gefüllte Zentrum gibt nach und nach dem 'vide-plein' (der erfüllten Leere) Raum. Seine Werke werden in mehreren Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. 1965, auf der letzten Ausstellung dieser Periode, kauft der französische Staat ein Gemälde.

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Zweite Periode: Diversifizierung der Formen

In seinem nächsten Atelier in Nogent sur Marne wendet er sich neuen Themen zu: Flucht zum Mond und Verinnerlichung der Landschaft. Der französische Staat erwirbt zwei Entwürfe für Wandteppiche und der Gobelin L'Oeil (Das Auge) wird in der Ausstellung 'Alte und moderne Wandbildteppiche' im Institut der schönen Künste in der Stadt Mexico gezeigt.
Im Bereich der Skulpturen befasst er sich mit der Wechselwirkung von Form und Farbe. Die Farbe greift in den Verlauf der Arbeit an der Skulptur ein und verändert die Form, die ihrerseits wiederum die Farbe verändert. Er führt zahlreiche, wesentliche Arbeiten in Form glasierter Töpferei, Zeichnungen in ölpastellkreide und Gouachen zum Thema der Apokalypse aus, im ursprünglichen Sinn also zur Offenlegung der verborgenen Realität.

Auf Reisen in Deutschland und in der deutschsprachigen Schweiz lernt er die konkrete Kunst kennen. Dies führt ihn zu einer neuen Kompositionsform, zur Rotation der Farbe, die ihrerseits eine Rotation der Form innerhalb der vier Seiten der Oberfläche bewirkt. Dies bedeutet für ihn eine Möglichkeit, Linolschnitte derselben Form, dem um sich kreisenden Raum, zu einer großen Komposition zusammenzusetzen. Neue Arbeiten bereichern sein Werk. Hierbei handelt es sich um geschnitzte und bemalte Holzscheiben und in Karton ausgeführte Entwürfe von Skulpturen, die sich in architektonische Formen einfügen lassen.

Für ihn, der glatten und statischen Flächen immer Bewegung verleihen wollte, ist es schließlich nur konsequent, sich auch mit den Ausdrucksmitteln des Films zu befassen: deshalb stellt er von 1971 an Kurzfilme im Format Super 8 her.

Eine Einzelausstellung seiner Werke aus jener Epoche zum Thema Apokalypse findet 1974 in Nürtingen in der Nähe von Stuttgart statt.

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1968, Les trois châteaux
Encre de Chine + gouache sur papier

1967, Trajectoire
Gouache, encre de Chine sur carton

Dritte Periode: goldene Zahlen

Ausgehend von der goldenen Zahl regeln in dieser Periode die 'nombres dorés' des Künstlers Mennessons alle Beziehungen in seinem Werk. Von nun an malt er in Acrylfarben. In der ersten Serie mit dem Titel 'Les Energétiques' schafft das Licht in Bewegung in seinen Gemälden einen neuen Raum.
'Les Cibles' (Die Zielscheiben) erinnern mit ihrem die Meditation fördernden geschlossenen Feld an die japanische Kunst des Bogenschießens im Zen-Buddhismus. In der Serie 'Les Volets' (Fensterläden) spielt das durch die Spalten sickernde Licht vor uns Verstecken. In der Serie 'Les Planeurs' (Segelflieger) vermitteln Streifen in Primärfarben dem Betrachter die Empfindung luftiger Schwerelosigkeit, die zerbrechlich und von gelassener Heiterkeit ist wie das Leben selbst. In der Serie 'Les Paravents' aus dem Jahr 1980 durchdringen schwarze und weiße Pfeile symmetrisch um das Zentrum angeordnete Flächen in Primärfarben. Während einer Reise durch die Vereinigten Staaten im Jahr 1981 lernt der Künstler die indische Kunst lernen und schätzen. Seine Eindrücke setzt er in der Serie 'Découpages monochromes' (Monochrome Scherenschnitte) um. In 'Pyramides' lässt die auf das Zentrum ausgerichtete Spannung des Lichts dieses Zentrum wie ein gefasstes Juwel wirken. Die Serie 'L'Homme debout' (Der aufrecht stehende Mensch) bleibt unvollendet. In ihr verbinden Diagonalen die Bildränder miteinander und erweitern oder verengen fast unmerklich den aufs Zentrum hinstrebenden Raum.

Dieselbe Vielfalt finden wir in auf Zeichenpapier ausgeführten Tuschezeichnungen. Sie sind zumeist mit dem Lineal in verschieden breiten Strichen ausgeführt; diese Striche streifen das Zentrum und schaffen treppenförmige Illusionsräume oder sie vermitteln die Kargheit von Zen-Gärten wie in der gleichnamigen Serie 'Jardins Zen'.

Die Papiercollagen spielen auch mit Kontrasten in großen schwarzen und weißen Flächen, während in den Skulpturen in Blau, Gelb, Rot das Spiel des Lichts ein leuchtendes Spektrum erzeugt. Als schwarz-weiße Mobiles schweben sie in gelassen-heiterem Gleichgewicht in der Luft.

Das filmische Werk hat sich weiter entwickelt und gipfelt in zwei Filmen, die im Rhythmus der Bildfolge die Schritte des Künstler Mennessons nachzeichnen: NEZZEN ist stärker verdichtet, OH-ART umkreist das Gesamtwerk. Dieser Titel gibt den Sinn dessen wieder, was Mennessons seit 1980 unter seiner Kunst versteht: Kunst als Schock und Anstoß.

Sein Leben endete unerwartet plötzlich im November 1983. Sein Werk bleibt als Zeugnis des diesem Leben verliehenen tiefen Sinns und seiner Ordnung, denn er hat es erschaffen wie es ihn geformt hat.

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1979, Marée descendante
Acrylique sur toile

1980, Vers suspendu droite bleu
Acrylique sur papier, collage